Samstag, 11. März 2017

Langkawi 2.0 – Teil 2

Oder: Interessant war's!

Wie bereits berichtet, haben wir es im Urlaub sehr ruhig angehen lassen. Trotzdem haben wir natürlich nicht nur faul am Liegestuhl gelegen, auch wenn das mit dem "nur faul daliegen" auf mich eh nicht zutrifft, da ich ja die meiste Zeit mit dem Strickzeug in der Hand am Pool sitze, was mir in der Regel durchaus den einen oder anderen Blick der Vorbeigehenden aus den Kategorien "Neugierig", "Fasziniert" oder auch "Amüsisert" einbringt. Aber wen juckt's?!

Einer unserer Ausflüge, die wir fast immer auf eigene Faust und mit einem der einheimischen Taxis unternehmen, sollte zunächst zum Wasserfall "7 Wells" führen – wer uns kennt, weiß, dass meinem Mann kein Wasserfall der Welt auskommt … und somit ist dieses Ausflugsziel nun eher weniger überraschend. Der Wasserfall lag an einem mit Regenwald bewachsenen Berg und der Fußweg dorthin führte vom Parkplatz aus steil über Hunderte von Treppen steil bergauf – eine schweißtreibende Unternehmung bei früh morgendlichen 29 °C im Schatten. Entsprechend geschafft kamen wir auch oben an. Nun, der Wasserfall selbst war erwartungsgemäß eher entbehrlich, und das nicht nur, wenn man ein halbes Jahr zuvor in Niagara war. Aber die Aussicht – die war phänomenal schön! Und während der Herr Baron sich dennoch vom wenigen herabfallenden Wasser in den Bann ziehen ließ, konzentrierte sich mein Interesse alsbald viel mehr auf die neckischen Brillenlemuren, die ebenso wie wir die Ruhe vor dem Sturm genossen. Wir waren nämlich die Ersten dort oben – bei unserem Abstieg über die Treppen kamen uns bereits hordenweise und entsprechend lärmintensive Einheimische bergauf entgegen. Klar, wir waren ja an einem Freitag unterwegs, dem "Sonntag der Muslime" …

Danach aber kam eine kleine Enttäuschung: Das zweite Ziel des Tages sollte der "Agrotechnology Park"sein, wo man, so die Internetseite, ausgiebig Informationen über tropischen Obstbau erhalten sollte. Tja, leider standen wir aber vor verschlossenen Toren, denn dieser Park hatte genau am Freitag, und zwar nur freitags, geschlossen. Dumm gelaufen. Alternativ ging es eben in die Inselhauptstadt Kuah, wo wir ein bisschen shoppen gingen …

Was am Freitag aber ein Reinfall war, sollte dann am Sonntag darauf der absolute Knüller des Urlaubs werden: Sonntag war nämlich mein Geburtstag und da wollten wir einen zweiten Anlauf zum Obstbau-Park starten. Zunächst führte uns unser Weg jedoch zum "Wildlife Park", einem Zoo – nun ja, ich bin ja ohnehin kein Freund von Tieren in Gefangenschaft. Die Haltung vieler Tiere in diesem Park wirkte nun aber alles andere als "lebensnah" oder "natürlich", so dass unser Rundgang relativ kurz ausfiel. Dann ging es aber gleich mit dem Taxi weiter zum "Agrotechnology Park", der nun auch geöffnet hatte.

Im Internet hatten wir entdeckt, dass dort verschiedene Touren angeboten werden, und uns die einstündige "Fruit Tour" ausgeschaut, bei der man die Bäume/Pflanzen und Früchte erklärt bekommen und Früchte probieren können sollte. An der Kasse war dann aber nirgendwo auf den Aushängen diese "Fruit Tour" zu finden, so dass man uns das Ticket für eine "Farm Tour" verkaufte. Der Eintritt lag bei 25 Ringit pro Person (umgerechnet knapp 6 Euro, was mir irgendwie zu wenig vorkam) und die Tour begann bereits ein paar Minuten später. Tja, aber irgendwie fuhr dieser Safaribus nur durch die Anlage, hielt nirgendwo an und es gab auch keine Informationen zu den Pflanzen oder zur Anlage selbst. Bei einem Stopp an einem Früchtebüffet, an dem wir uns ohne weitere Kosten sattessen durften, sprachen wir dann den Fahrer an, der uns erklärte, dass das, was wir da wohl im Internet gelesen hatten, die sogenannte "VIP-Tour" sei, die 180 Ringit pro Fahrzeug kostet. Also mussten wir nun zunächst diese Rundfahrt bis zum Ende mitmachen, der Weg zu Fuß zurück zum Eingang wäre dann doch zu weit gewesen.

Da wir nun aber Urlaub und somit Zeit im Überfluss hatten, fragten wir, ob man denn zusätzlich noch diese VIP-Tour machen könne, und nach Begleichen der Differenz an der Kasse konnte es sofort mit einem der Elektrowägen und einem Führer losgehen. Neben dem Wagen stand ein etwas älterer Herr, der uns ansprach, weil er mitbekommen habe, dass wir nach der Farm Tour auch noch eine VIP-Tour wollten. Ich erklärte ihm, dass das wohl an der Kasse ein Missverständnis war und wir jetzt einfach noch die zweite Tour machen wollten. Und unser Wägelchen setzte sich bereits langsam in Bewegung, als der Fahrer plötzlich noch einmal bremste und eben dieser Herr auf den Beifahrersitz zustieg. Damit war unser eigentlicher Führer zum reinen Chauffeur degradiert und das Wort hatte in den nächsten 1,5 Stunden … der Big Boss des gesamten Parks höchstpersönlich! Das war natürlich wie ein Sechser im Lotto, stand der Chef und Initiator der staatlich unterstützten Versuchsanlage natürlich mit jeder einzelnen Pflanze quasi auf du und du. Und spätestens als er erfuhr, dass ich aus "beruflichen" Gründen so großes Interesse habe, sprudelten die Informationen nur so aus ihm heraus und er wurde es nicht müde, mir jede Frage zu beantworten, bei jeder Fruchtart, die gerade Saison hatte, Früchte, Blüten und Besonderheiten zu zeigen und häufig auch noch den jungen Fahrer loszuschicken, um zumindest eine einzelne reife Frucht ausfindig zu machen, die wir natürlich an Ort und Stelle probieren durften. Ab und an schob er mir auch Früchte zu, die ich mitnehmen sollte, um sie dann im Hotel genießen zu können.

So kam es, dass wir gute 1,5 Stunden lang geballte Informationen über tropische Früchte und deren Anbau in uns aufsogen, ohne dass es je langweilig geworden wäre – nein, auch dem beruflich total anderweitig orientierten Herrn Baron wurde es nicht zu viel. Und so weiß ich jetzt zum Beispiel, wie Sternfrüchte wachsen, dass Jackfrüchte eine ganz interessante Blütenbiologie haben und wirklich riesengroß werden können und wie einige Obstarten schmecken, die ich zwar schon gesehen, aber nie zuvor probiert hatte. Oder habt ihr schon einmal Longan-Früchte, Wasseräpfel oder Tamarinden gegessen? Oder habt ihr schon einmal gesehen, wie Cashew-Kerne wachsen (sehr kurios, übrigens!)?

Viele dieser Früchte konnten wir in der Folge am donnerstäglichen Nachtmarkt, einem zu Fuß ca. 10 Minuten vom Hotel entfernten Bauernmarkt, wieder entdecken. Nachdem wir beim ersten Urlaub auf Langkawi vor 2 Jahren keine Gelegenheit gehabt hatten, diesen kleinen Einheimischenmarkt zu besuchen, stand das dieses Mal auf dem Programm. Am Donnerstag verließen wir also abends gegen 7 Uhr das Hotel und spazierten auf holprigen Gehwegen, sofern diese Seitenstreifen dieses Prädikat überhaupt verdienten, zum kleinen Markt. Schon nach den ersten Schritten trafen uns einzelne Regentropfen, aber naja, es sah nicht nach großem Regen aus. Äh ja, hätte den Barons, die in den vergangenen 20 Jahren ja erst ca. 15 Mal in den Tropen Urlaub gemacht haben,  mal einer sagen können, dass es in den Tropen in der Regel nicht bei ein paar Tropfen bleibt und dass so ein leichtes Nieseln binnen Minuten, machmal sogar nur Sekunden zu einem ausgewachsenen Tropenregen anschwellen kann. Aber das sagt einem ja wieder keiner … tja, lange Rede: Kaum waren wir ins Marktgewusel eingetaucht, platterte es auch schon herab wie aus Kübeln, ach, was sage ich, wie aus Badewannen! Und dazu blitzte und donnerte es, wie ich es schon seit Jahren nicht mehr erlebt hatte … nicht so spaßig mit Blick auf die uralten Generatoren, die hinter den Marktständen an noch viel ältere Autos angeschlossen waren, um über im Matsch liegende – vermutlich mindestens ebenso alte – Kabel die Lichter und Koch"anlagen" mit Strom zu versorgen …

So sprangen wir denn von einem Marktstand zum nächsten, wo wir uns, völlig gelassen von den Marktleuten geduldet, neben Woks und Auslagen unterstellten, um uns langsam wieder gen Straße durchzuschlagen. Nach etwa einer Stunde Herumspringen und essenderweise Unterstehen *gg* gelang es dem Herrn Baron dann tatsächlich, an der Straße ein Taxi aufzuhalten, das uns und zwei weitere unter einem Marktschirm aufgegabelte deutsche Urlauber aus unserem Hotel zu selbigem zurückbrachte.

Preisfrage: Wer hatte wohl in der Folge an so manchem dunkel bewölkten Abend völlig unnötigerweise einen Schirm mit dabei, als er zum Essen marschierte … ? *lach*

Brilltenlemur oberhalb vom Wasserfall


Tamarinde am Baum
Jackfrucht – interessante Blütenbiologie
Pomelo

Blüten der Passionsfrucht

Kakaofrüchte wachsen direkt aus dem Stamm
Noch unreife Wasseräpfel

Cashew-Äpfel mit darunter wachsendem Kern

Cashew-Blütenstand mit einem Fruchtansatz 

Noch unreife Mangos am Baum




Links: Longanfrüchte, rechts reife Wasseräpfel





2 Kommentare:

Roswitha K. hat gesagt…

Interressanter Bericht und wunderschöne auch lehrreiche Bilder.

LG Roswitha

Suza hat gesagt…

wow, sehr interessant und wunderschöne Bilder
LG susa aus Hamburg